Und Großvater atmete mit den Wellen

Buchseite und Rezensionen zu 'Und Großvater atmete mit den Wellen' von Trude Teige
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Und Großvater atmete mit den Wellen"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:406
EAN:

Rezensionen zu "Und Großvater atmete mit den Wellen"

  1. Die spannende und auch tragische Vorgeschichte von Junis Großvat

    Cover:
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    Das Titelbild des jungen Mannes, der entspannt aufs Meer hinausblickt, passt sehr gut zum Titel und ebenso zum Buch über Junis Großmutter. Optisch passen die beiden Bände perfekt zusammen. Eine schlüssige und harmonische Covergestaltung.

    Inhalt:
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    "Wenn der Wind auffrischte und die Wellen weiße Kämme bekamen, nahm Großvater mich gerne mit zum höchsten Punkt der Insel, auf der wir wohnten. Von dort aus sah man in allen Richtungen das Meer. Er erzählte mir, dass wir beim Schlafen im Takt mit den Wellen atmen, die an Land schlagen. »Egal, ob es stürmt oder ganz ruhig ist, die Wellen treffen das Land immer im selben Rhythmus«, sagte er. »Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.«
    Ich fragte mich, woher er so etwas wusste, doch wenn ich ihn fragte, sagte er nur lächelnd, dass er das schon vor langer Zeit von jemandem gelernt habe."

    Im Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" ließ Trude Teige das Mädchen Juni Bjerke die Geschichte ihrer Großmutter Tekla erzählen. In diesem Band widmet sie sich der Geschichte ihres Großvaters Konrad. Dieser war mit seinem Bruder Sverre Seemann auf einem norwegischen Boot, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Das Schiff wurde von Japanern zertrümmert und Konrad von seinem Bruder zunächst getrennt. Dann findet er sich auf einer Krankenstation auf der Insel Java wieder und lernt dort Sigrid kennen, eine Norwegerin, die mit fünf Jahren zusammen mit ihren Eltern nach Java auswanderte. Sie verlieben sich. Doch ihn quälen die Gedanken an Sverre, und dann wird er auch von Sigrid getrennt. Werden sie sich wiedersehen und wird er sich mit seinem Bruder wieder vereinen können?

    Mein Eindruck:
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    Die Geschichte ist inspiriert von wahren Ereignissen, die sich auf Java während des Zweiten Weltkrieges zugetragen haben. Die Handlung ist in mehrere Schauplätze eingeteilt, sodass der Leser erfährt, in welchen Situationen sich jeweils Konrad, Sverre und Sigrid zur selben Zeit befinden. Die Geschichte las sich sehr spannend, ich habe das Buch an einem Tag verschlungen. Frau Teige versteht es, den Leser mitten in das Geschehen mit hinein zu nehmen. Ich habe mitgefiebert und bei grausigen Szenen auch mitgelitten.
    Sigrid war mir sehr sympathisch. Sie ist eine stolze Frau, die ihren eigenen Weg geht. Sie hilft als Krankenschwester überall dort, wo Hilfe notwendig ist und steckt dabei auch selbst zurück. Sie ist für ihre Zeit sehr emanzipiert und hat Ziele für ihr Leben. Auch Konrad gefiel mir. Er hat mit seinem Bruder durch tragische Umstände seine Eltern früh verloren und dennoch meistert er sein Leben mit einem gewissen Optimismus und ist immer für andere da.
    Durch die Erzählung erfährt man sehr viel über das Schicksal der ausländischen Kriegsgefangenen auf Java und die Rolle der Japaner im Zweiten Weltkrieg sowie die der einheimischen Bevölkerung. Diese Perspektiven waren mir bis dato unbekannt, und die Autorin hat ihre intensiven Rechercheergebnisse fesselnd in die Handlung eingewoben.
    Man kann diesen Roman unabhängig von dem Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" lesen. Am Ende erfolgt jedoch eine kleine, lose Verknüpfung, die auf den anderen Part neugierig macht. Ich hatte den Vorgänger bereits mit Begeisterung gelesen und jetzt hat sich mit dem zweiten Teil der Kreis um die Geschichte von Junis Großeltern erfolgreich geschlossen.
    Das Nachwort mit einigen Fakten dieser Zeit rundet das Ganze für mich ab. Sehr empfehlenswert!

    Fazit:
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    Fesselnd geschriebene und sehr aufschlussreiche Liebesgeschichte über die Auswirkungen des 2. Weltkriegs in Java

  1. Gut, mit kleinen Schwächen

    Schon in ihrem Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" wurde angedeutet, dass auch Junis Großvater Konrad mit traumatischen Erlebnissen zu kämpfen hatte und ihre Großeltern sich ihr gesamtes Leben lang gegenseitig eine große Stütze waren. Jetzt lässt Trude Teige ihre Erzählerin Juni die Geschichte ihres Großvaters Konrad erzählen.

    Ich mochte das Buch ganz gerne, mir hat allerdings der Band um Tekla etwas besser gefallen. Dort ist Juni zwischenzeitlich noch selbst in Erscheinung getreten und hat die Erlebnisse mit ihren Erinnerungen ergänzt. Dadurch wurde sichtbar, welche Auswirkungen die durchlittenen Traumata auf ein ganzes Leben haben können. In Konrads Geschichte tritt sie nur im Vor- und Nachwort auf. Ich hätte mir hier gewünscht, dass sie mehr ihrer eigenen Gefühlte einbringt, vielleicht Erinnerungen an bestimmte Situationen mit ihm. Gerade als Kind, wo einem noch vieles unverständlich ist, nimmt man bestimmte Verhaltensweisen anders wahr.
    Die Erzählung aus den Kriegszeiten ist eindringlich und ging mir wirklich sehr nahe. Die Grausamkeiten, die Menschen einander zuzufügen imstande sind, schockieren mich immer wieder. Trude Teige hat hier, wie ich finde, eine ganz gute Balance gefunden, ohne das Buch noch deprimierender zu machen oder sich in allzu grausamen Details zu verlieren. Mir ist beim Lesen allerdings auch klar geworden, dass ich über diesen Aspekt des 2. Weltkrieges relativ wenig weiß. Konrads Geschichte ist also auch nochmal ein guter Anstoß, meine eigenen Wissenslücken ein kleines bisschen zu schließen.
    Konrad mochte ich. Er ist aufrichtig, klug, mitfühlend und auch ungeheuer mutig. Ich glaube nicht, dass ich in vielen Situationen auch nur halb so besonnen hätte reagieren können. Gelegentlich ist er mir persönlich etwas zu "gut" dargestellt, zu idealistisch. Auch wenn vieles Fiktion ist, blieb da für mich die Glaubwürdigkeit ein wenig auf der Strecke.

    Ein Kritikpunkt geht leider auch an das Lektorat. Nach der Verkündung der Kapitulation des japanischen Kaisers im Jahr 1945 haben die britischen Gefangenen im Lager mit Sicherheit nicht "God save our gracious Queen" gesungen.
    Insgesamt aber eine schöne und sehr berührende Geschichte.